Drei Dörfer eine Gemeinde
BICHLBACH
Unsere beschauliche Gemeinde befindet sich im Bezirk Reutte in Tirol (Österreich) und liegt in der Tiroler Zugspitzarena. Wie schon genannt besteht unsere Gemeinde nicht nur aus "Bichlbach", sondern auch den Orten Lähn und Wengle. Derzeit leben in unserer Gemeinde 851 Einwohner (Stand 01.01.2001), wobei das Gemeindegebiet ca. 3.000 ha umfasst.
Unsere Gemeinde ist sowohl über die Fernpass-Landesstraße als auch über das Bahnnetz der ÖBB/DB Regio erreichbar - weiters verfügen wir über einen neuen, barrierefreien Bahnhof.
Vordergründig ist bei uns der zweisaisonale Tourismus anzutreffen, wobei auch eine Vielzahl von Gewerbebetrieben angesiedelt sind.
Ebenso gibt es unter unseren Gemeindebürgern ein reges Vereinsleben, als auch einzigartige Kultureinrichtungen wie die Zunftkirche und das Zunftmuseum vorzufinden sind.
Wir freuen uns als bekannteste Gemeindebürgerin die Skirennläuferin Niki Hosp nennen zu dürfen.
CHRONIK
Wappen
Verleihung des Wappens am 12. Oktober 1974.
In rot ein schwarzer , doppelköpfiger Adler, von einem silbernen Pfahl belegt, darin eine nach links blickende, schwarz gewandete Figur des heiligen Josef, ein silbernes Zimmermannsdreieck haltend.
Das Wappen erinnert an das Zunftzeichen und den Patron der Handwerkerzunft zu Bichlbach, die von Kaiser Leopold I. 1694 bestätigt wurde und die Hauptlade des ganzen Außerferns war. Die dem hl. Josef geweihte Zunftkirche ist ein barockes Baujuwel dieser einstigen Handwerksvereinigung.
Geschichte
Bichlbach – mundartlich Piechlpach – 1300 die Alpe in „Puechelpach“, 1336 wird eine Stamser Schwaige in „Puechelbach“ erwähnt. Der Ortsname leitet sich aus dem mittelhochdeutschen Wort „Buochinbach“ ab (der von Buchen umstandene Bach).
Wengle – mundartlich z’Wengle – althochdeutsch „wang“ =Feld, mittelhochdeutsch „wanc“ = Grasland, „wenglin“ = kleine Grasfläche.
Lähn – mundartlich auf der Lähn – früher Mittewald, 1278 de Mittewalde, 1456 wurde aufgrund des großen Lawinenunglückes (22 Tote) der südöstlich neu aufgebaut und „ist jez alhin auf der Leen genannt“.
Um 1300 bestanden die Alpe „ Puechelbach“ und vier Schwaighöfe der Herren von Starkenberg. Güter besaß hier auch das Stift Füssen. Die Herren von Schwangau hatten das Geleit- und Jagdrecht bis zum Fernpass. Ebenfalls um 1300 wurde hier sogar Waschgold gewonnen. Zwischen Gartnerwand und Bleispitze bestand von 1621 bis 1688 ein Bleibergbau. In politischer Verwaltung und Rechtsprechung war Bichlbach, wo 1452 ein Dingstuhl (Gerichtstätte belegt ist, dem Gericht Ehrenberg unterstellt.
Lähn wird 1278 unter dem Namen „Mittewald“ erstmals erwähnt und war im Besitz des Benediktinerklosters Weingarten (Baden-Württemberg). Die Siedlung stand auf der sonnigen Anhöhe des „Bichls“. 1282 erhielt der Markt Imst von Meinhard II. von Tirol das Privileg, in Mittewald eine Niederlage für den Kraftverkehr samt Gespannwechsel halten zu dürfen. 1456 und 1689 zerstören Schneelawinen die Siedlung. Sie wurde am Fuß des Riegelbachschwemmkegels wieder aufgebaut und erhielt den Namen Lähn.
Wengle entstand auf einer kleinen Wiese mit Hof und war ebenfalls im Besitz des Klosters Weingarten.
Die Pest wütete in den Jahren 1611 und 1635/36 und forderte viele Opfer in der Gemeinde.
Kirche-Seelsorge
Die Pfarren von Bichlbach und Lähn sind durch den Seelsorgeraum Zwischentoren miteinander verbunden und haben dadurch einen gemeinsamen Pfarrer.
Pfarrkirche zum hl. Laurentius: Kirchlich gehörte Bichlbach bis 1423 zur Großpfarre Breitenwang, die bis Mittewald, dem heutigen Lähn, reichte (Bistumsgrenze zwischen Augsburg und Brixen). 1423 wurde Bichlbach eigene Pfarre, dazu gehörte bis 1616 Heiterwang und bis 1948 Lähn mit Wengle. Die Pfarrkirche in Bichlbach wurde 1394 erstmals erwähnt, 1456 wurde sie erweitert, 1552 durch die Truppen des Schmalkaldischen Bundes (Moritz von Sachsen) geplündert. Die Kirche wurde 1733-36 in der Nachfolge der Herkommer-Fischer-Architektur neu erbaut, 1848-50 renoviert, 1902-06 und 1971/72 innenrestauriert, 1967 Außenrenovierung. Das Innere der Kirche gestalteten die bedeutensten Künstler der Region. Fresken und Kreuzwegbilder stammen von der Barockmalerfamilie Zeiler aus Reutte und von Balthasar Riepp, die Kanzel von J. R. Eberhard aus Hindelang, die Orgel von M. Weber aus Oberperfuß.
Zuntkirche St. Josef: Zu Ende des 17. Jhs. zogen viele Bichlbacher und Außerferner Handwerker als Maurer, Stuckateure und
Zimmerleute nach Bayern, Schwaben, ins Rheinland, nach Westfalen und in die Schweiz. Seit 1697 war die Bichlbacher
Handwerksbruderschaft der geistige Mittelpunkt der Außerferner Zunfthandwerker. Bevor man auf Saisonarbeit ging, traf man
sich in der "Josefskirche", die auf einem Hügel über dem Dorf thront. 1710 unter dem damaligen Ortspfarrer Lukas Egger
begonnen, wurde statt einer alten Holzkapelle die barocke Zunftkirche nach den Plänen des Tannheimer Baumeisters Andreas
Hafenegger 1732 fertig gestellt. Die "Bichlskirche", ein einschiffiger doppelstöckiger Saalbau mit zwei kleinen Gruftkapellen ist
die einzige Zunftkirche Österreichs. 1973/74 wurde dieses Kulturdenkmal wunderbar renoviert und 1977 eine neue Zunftbruderschaftgegründet.
Pestkapelle „Feldkirchle“: Als kirchliches Kleinod steht am Fuße des Mähberges das "Feldkirchle", die Pestkapelle, die an die Pestzeiten von 1611 und 1635 erinnert. Sie wurde von etlichen Bichlbacher Idealisten neu errichtet und 1980 eingeweiht. Lähner Pfarrkirche „Zu Unseren Lieben Frau Maria Schnee“: Lähn war ursprünglich eine Expositur der Pfarre Bichlbach und wurde am 1. 7. 1948 eine selbstständige Pfarre. Sie ist seitdem auch für den Ortsteil Wengle mit der St. Martinskapelle zuständig. Der gotische Bau der Kirche geht auf die Lawinenkatastrophe 1456 zurück. In der Sage brachte ein unbekannter Fuhrmann (angeblich ein Engel) das Baumaterial für die neue Kirche. In den Jahren 1839 – 1841 wurde die Kirche vergrößert und 1844 neu eingeweiht. 1978 wurde sie einer Gesamtrestauration unterzogen.
Die Kapelle zum hl. Martin in Wengle gehört nach Ansicht der Fachleute zu den ältesten sakralen Gedenkstätten an der Straße im Zwischentoren. 1278 hatte das Stift Weingarten Besitzungen in „de Wenglin“ und „de Mittewald“ (Lähn). Es ist mit Sicherheit anzunehmen, dass sich bei diesen Höfen ein Heiligtum zum hl. Martin befunden hat. Der kunstvolle Altar ist wohl ein Werk des Barockkünstlers Josef Klemens Witwer (1770/80) aus Imst. Das Gemälde des hl. Martin ist um 1650 datiert. Das Altarbild „Heiliger Wandel“ wurde von Johann Heel um 1705 gemalt. Die Schnitzgruppe des hl. Martin stammt aus dem Jahr 1730. Renovierung 1990 mit Weihe am 11. 11. 1990.
Schule
Um das Jahr 1500 dürfte in Bichlbach bereits Unterricht erteilt worden sein, allerdings gab es kein Schulgebäude und keine Schulpflicht.
Vor ungefähr 200 Jahren wurde wahrscheinlich das erste einfache Schulhaus erbaut.
Die Lehrer mussten neben dem Lehramt auch den Organisten- und Mesnerdienst versehen. 80 Schüler und mehr waren von einem Lehrer zu betreuen. 1913 konnte mit dem Bau des Gemeindehauses endlich Platz für eine zweite Klasse geschaffen werden. Bis in die 30er Jahre gab es die „Sonntagsschule“ für die ausgeschulten Jahrgänge. Danach wurde die „Fortbildungsschule“ eingeführt. Diese mussten alle besuchen, die in keine Lehre gingen, auch die Kinder von Lähn, Wengle, Kleinstockach und Heiterwang. Durch den Übertritt der größeren Schüler in die Hauptschule bzw. das Gymnasium in Reutte war die Volksschule Bichlbach von 1956 bis 1983 wieder einklassig. Der Beitritt zum Hauptschulverband Reutte erfolgte im Herbst 1969. Im Frühjahr 1991 wurde der Neubau der Volksschule mit einem Turnsaal beim Dorfheim aufgeführt, das erste kommunale Projekt in Tirol mit alternativer, energiesparender Erdsondenheizung. Mit dem Schuljahr 1992/93 begann der Unterricht mit zwei Klassen im neuen Schulhaus. Im Schuljahr 1981/82 wurde im Agrarhaus der Kindergarten für die Kleinen von Bichlbach, Wengle und Lähn eröffnet. Durch einen Anbau an das neue Volksschulgebäude übersiedelte er 2004 in größere Räumlichkeiten. 1702 wird ein Jakob Pogner als „Maurer und Schulhalter auf Lehn“ genannt. Der Unterricht fand in einem alten Haus statt, das 1888 durch ein neues Gebäude mit einer Lehrerwohnung ersetzt wurde. Die Schulmeister waren „Herren vom alten Schlag einfacher Lebensweise und sehr bescheidenem Einkommen“.
Laufende Erneuerungen und Umbauten hielten die einklassige Volksschule immer auf dem Stand der Zeit. Heute darf sich die Schule in Lähn dank ihres Schwerpunktes „Musikvolksschule“ nennen.
Vereine
MK Bichlbach, MK Lähn; FF Bichlbach, FF Lähn-Wengle; Kirchenchor Lähn; Jungbauernschaft Bichlbach, Bergrettung Bichlbach, Kulturrunde Bichlbach-Wengle-Lähn, Krippenverein, Schafzuchtverein Bichlbach-Lähn-Wengle, Sport- und Freizeitclub Bichlbach, Skiclub Lähn
Gesundheit und Soziales
Bichlbach ist Sitz des Sprengelarztes Dr. Walter Murr.
Wirtschaft und Tourismus
Lebensmittelgeschäft, Brotladen, Bank, Fahrzeugbau, Tankstelle, Tischlerei, Landesproduktehandel, Tabaktrafik, Autowerkstätte, Sportartikelgeschäft, Taxi, Tier- und Spielpark, Bergbahn, Skilift, Sport- und Freizeitpark mit Badesee, Kletterwald, Flying-Fox, Agrargemeinschaften (Bichlbach, Lähn, Wengle, Lähn-Wengle), zwei Restaurants, 740 Gästebetten mit ca. 80.000 Nächtigungen.
Landwirtschaft
Vor wenigen Jahrzehnten war die Landwirtschaft das starke Standbein des Lebensunterhaltes, obwohl der karge Boden und das verhältnismäßig raue Klima keinen Ackerbau, sondern nur Viehzucht und Milchwirtschaft zulassen. Ab etwa 1950 setzte allmähliche Umstrukturierung der wirtschaftlichen Lebensverhältnisse ein. Der Fremdenverkehr erfasste auch die kleinsten Bergdörfer. Industrie und Gewerbe blühten auf und zogen Arbeitskräfte an. Die Landwirtschaft wurde nur mehr als Nebenverdienst betrieben oder gar aufgelassen. Die Folge waren Nichtmehrbewirtschaftung der Bergwiesen, zunehmende Bewaldung, Veränderung der Landschaft und auch Veränderung der Wohnverhältnisse. Bichlbach, Lähn und Wengle vergrößerten sich; viele landwirtschaftliche Betriebe wurden aufgelassen und die Bauernhäuser umgebaut.
Almen:
Bichlbacher Alm, Lähner Alm
1575 hat man in einer Dorfordnung bereits zwei Melkalpen und eine Galtalpe am Kohlberg sowie eine Melkalpe im Berwanger Tal beschrieben. 1582 wurden die „Gätteralm“ und die „Reathalm“ auf dem Kohlberg den Bichlbachern sowie die Alm im Berwanger Tal den Lähnern und Wenglern zugeteilt.
1906 wurde gemeinsam eine Hütte für beide Almen am Kohlberg gebaut, die aber schon 1909 durch eine Lawine schwer beschädigt wurde. Im selben Jahr konnte die Alm im Berwanger Tal durch Ankauf des Lutzmahdhofes“ vergrößert werden. Die Bichlbacher Alm wurde 1954 von einer Lawine zerstört und gleich darauf eine moderne Alm mit Materialbahn gebaut. Durch den rapiden Rückgang des Viehbestandes wird sie nur noch als Galtviehalpe genutzt.
Die Lähner Alm lieferte die Milch an die Molkerei Reutte und stellte1968 den Sennerbetrieb ein. 1993 brannte das Almgebäude ab und wurde durch einen Neubau ersetzt.
Die Bichlbacher Alm wurde 1995 ein Raub der Flammen. An derselben Stelle wurde wieder ein Neubau errichtet. Nun mit einem Forstweg erschlossen, ist sie ein beliebtes Ausflugsziel.
Jagd und Forst
Jagdgenossenschaft Bichlbach, verpachtet in zwei Revierteilen mit einem jährlichen Gesamtabschuss von ca. 120 Stück Schalenwild.
Klima
Entsprechend der Seehöhe, Bichlbach 1075 m, Lähn 1112 m und der Talöffnung nach Nordwesten, ist das Klima rau. Länger liegende Talnebel gibt es daher kaum, dafür aber sind die Winter schneereich. Mehrere große Lawinenabgänge habe die Geschichte Bichlbachs geprägt (siehe Namenserklärung Lähn). Auch heute sind sie noch fallweise Grund für die Sperre der Fernpassbundesstraße (B179).
Persönlichkeiten
Gerhard Ott vorletzter Abt des Klosters in Füssen
Franz Xaver Koch Bildhauer
Pfarrer Lukas Egger Zunftgründer und Erbauer der Zunftkirche
Lucia Kollbach-Lux akad. Malerin
Hofrat Msgr. Dr. Johann Kätzler Ehrenbürger
GR. Pfarrer Lochbihler Ehrenbürger
Hofrat Dr. Ferdinand Kätzler Historiker, langjähriger Zunftchronist und Verfasser mehrerer
Familienchroniken + Kirchenführer
Med. Rat Dr. Walter Schennach Ehrenbürger
Sportler:
Niki Hosp Slalom Vizeolympiasiegerin 06, Gesamtweltcupsiegerin und
Riesentorlauf Weltmeisterin 07,
Gesamtweltcup 2. Platz und Slalomweltcup 2. Platz 08;
Walfried Hosp mehrfacher Seniorenstaatsmeister Langstreckenlauf
Franz Leitner sen. Mehrfacher Versehrtenstaatsmeister Alpin/Nordisch
Franz Leitner jun. Hochalpinist
Findige Leute:
Roland Hosp Niveauausgleichssystem (LC-Systems)
Leitner Hans Skischuhentwicklung
Besonderheiten
Zunftkirche mit Sitz der Zunftbruderschaft St. Josef - Zunftmuseum im alten Widum (Zunfthaus).
Imposanter Wasserfall in der Au – die „Küahsoache“.
Sagen
Der unbekannte Fuhrmann
Der Marchrücker
Die Spiegelschrofenfräuele
Der Fuhrmannsschreck